Stechmückenbekämpfung

Warum und wie wird die Stechmückenbekämpfung am Chiemsee durchgeführt?  

Wenn nach langen intensiven Regenfällen der Chiemsee über seine Ufer tritt, sind die überschwemmten Flächen in der warmen Jahreszeit ideale Brutstätten für Stechmücken. Sie sind äußerst unangenehme Plagegeister, die den Aufenthalt im Freien verleiden. Zum Schutz der Einheimischen und der Gäste wurde erstmals im Jahre 1997 eine Aktion zur Eindämmung der Stechmückenpopulation am Chiemseeufer durchgeführt. Ausgebracht wird dabei das kristalline Eiweiß des Bakteriums Bti (Bacillus thuringiensis isaraelensis), das seit vielen Jahren u. a. am Oberrhein erfolgreich zur Mückenbekämpfung verwendet wird. Der Bti-Wirkstoff wird eiskristallgebunden vom Hubschrauber aus auf die Aktionsflächen gestreut. Alle von den Naturschutzbehörden (Regierung von Oberbayern, Landratsämter Rosenheim und Traunstein) vorgegebenen Auflagen werden dabei natürlich eingehalten. Dazu gehören neben einer genauen Kartierung der Einsatzflächen u. a. eine Mindestanzahl von Mückenlarven in den Schöpfproben und ein deutlich erhöhter Wasserstand des Chiemsees gegenüber dem normalen Stand. Da im Jahr 2016 diese Faktoren nicht gegeben waren, erfolgte 2016 keine Stechmückenbekämpfung am Chiemsee.  

Wie funktioniert die Stechmückenbekämpfung und welche Auswirkungen hat sie auf die Umwelt?  

Nach Ansicht der Wissenschaftler bekämpft die Bti-Methode gezielt die Larven der Stechmücken und schadet keinem anderen Lebewesen. Auch werde den Vögeln oder Fröschen die Nahrungsgrundlage dadurch nicht entzogen. Die giftige, tödliche Wirkung des Präparates entfaltet sich erst im Zusammenspiel mit dem Stoffwechsel der Larve selbst - nötig dazu ist das Zusammenspiel von Larven eigenen Verdauungsenzymen, Protein-Untereinheiten und Zellrezeptoren an den Darmwänden der Mückenlarven. Somit stellt die Anwendung des Bti-Proteins die bislang umweltschonendste Methode der Stechmückenbekämpfung dar.  

Der aktive Wirkstoff von Bti ist ein Eiweißkristall (Endotoxin), der von den Bakterien im Laufe ihres Lebenszyklus produziert wird. Um wirksam werden zu können, muss das Protein von den Mückenlarven gefressen werden. Im Darm der Larven wird das Protein - durch ein den Larven eigenes Verdauungsenzym - selektiv in kleinere Untereinheiten zerlegt, das heißt verdaut. Die entstehenden Abbauprodukte lagern sich an die Rezeptoren der Darmzellen an, bringen diese Zellen zum Zerplatzen, zersetzen somit den Verdauungstrakt und führen zum Tod der Larve. Eine Schädigung anderer Organismen ist nach bisherigen Wissensstand auszuschließen.

Chiemseeagenda

Die ausführliche Vorstellung der Agendatätigkeit finden Sie auf der Webseite unter www.chiemsee-agenda.de.